Auch nach dem zweiten Tag wollte der Funke zwischen Buenos Aires und mir einfach nicht überspringen. Ich war happy mit meinem kleinen Apartment in San Telmo und die Nachbarschaft gefiel mir. Außerhalb des kleinen Viertels war der Charme der Stadt verflogen. Die Stadt war mir einfach zu groß, laut, hektisch und unübersichtlich. Hinzu kam, dass ich die Leute kaum verstanden habe. Das Spanisch, das in Buenos Aires gesprochen wird, ist anders und klingt komisch. Anstatt „tú“ (du) verwenden sie „vos“, das „y“ und das „ll“ werden wie „sch“ gesprochen. „Yo me llamo Yolanda“ klingt dann wie „Scho me schamo Scholanda“. 🤣 Sie sprechen außerdem extrem schnell und verwenden viele Slang Wörter. Die Chilenen waren schon schwer zu verstehen, Argentinien bzw. Buenos Aires mit seinem Río-de-la-Plata Spanisch toppt es nochmal.
Am nächsten Tag habe ich mir als Erstes eine Subte Karte gekauft für Metro und Bus. Ich war gestern wieder ca. 12 km unterwegs. Irgendwann haben auch die Füße keine Lust mehr. 🙈 Um die Karte zu bekommen, musste ich jedoch wieder Richtung Innenstadt und Plaza de Mayo laufen. In der Gegend bin ich dann das erste Mal während der Reise in Hundekacke getreten. Ich finde, dass ist auf jeden Fall eine Erwähnung wert bei den vielen Haufen, die ich während meiner Reise schon umschiffen musste. 🤣 Buenos Aires hat bei weitem nicht so viele herrenlose Hunde wie Chile dafür gibt es dort wahrscheinlich genauso viele Hunde, die einen Besitzer haben.
Die Plaza de Mayo ist der Hauptplatz in Buenos Aires. Dort befindet sich auch das rosa Haus, la Casa Rosada, der Palast des argentinischen Präsidenten. Zu der Farbe gibt es unterschiedliche Thesen. Historiker meinen, dass dem Kalk Ochsenblut beigemischt wurde, um ihn besser haften zu lassen und wasserabstossend zu machen. Großartiges Gebäude! 🙈Zufrieden mit ihrem Präsidenten Mauricio Macri sind die Porteños, wie sich die Einwohner von Buenos Aires nennen, nicht. Die Taxifahrer haben böse geschimpft. Das Land hat ein Problem, der Peso rutscht immer weiter ab, die Preise steigen. In 2019 sind Neu-Wahlen, man kann gespannt sein. Ganz Südamerika scheint nach rechts zu driften. Jüngstes Beispiel ist die Wahl des Rechtsextremen Bolsonaro in Brasilien. Die Menschen sind auf jeden Fall frustriert, kaum ein südamerikanischer Präsident scheint es zu schaffen, sein Land von Rezession und Korruption zu befreien.
Vom Plaza de Mayo bin ich Richtung Florida gelaufen, einer super touristischen Einkaufsstraße, die ich ganz schrecklich fand. 🙈 Hier habe ich bei „Green Eat“ einen leckeren Salat gegessen, mich aber sehr darüber gewundert, wie bei einem „grünen Essen“ am Ende so viel Plastikmüll entstehen kann. Ich hatte einen ganzen Berg voll, dabei war es nur ein Salat. 😱
In der Straße ist extrem viel los und Massen von Menschen wühlen sich hier durch. An einer Ecke wartete eine Tanzgruppe auf ihren Auftritt. Sehr spannende Kostüme. 🤣
Als mir das bunte Treiben in der hektischen Straße zu viel wurde, bin ich Richtung Bushaltestelle gelaufen. Ich wollte zum Museum MALBA, dem Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires. Das U-Bahn-Netz in der Stadt ist nicht wirklich sehr durchdacht. Es gibt wenige Haltestellen. Für den Weg in das Zentrum oder hinaus macht es noch Sinn. Will man aber von einem Viertel in das andere, ist die U-Bahn keine gute Wahl. Dafür gibt es dann die Colectivos, die Busse. Das Busnetz ist das Grauen schlechthin. Ich habe in meinem Leben noch nichts unübersichtlicheres gesehen. Die Busse haben Nummern, die gleichen Nummern fahren aber von unterschiedlichen Haltestellen ab, die man erst mal finden muss. Die Haltestellen sind eine Sache für sich. Manche werden einfach ausgelassen, andere einfach neu erfunden und angesagt wird gar keine. 🤣 Entweder man fährt mit der App maps.me einfach mit und weiß dann wo man ungefähr aussteigen muss oder man fragt den Busfahrer, ob er einem ansagen kann, wenn man angekommen ist oder man fährt einfach nach Gefühl. 🤣
Im Falle von MALBA hatte ich den Fahrer gebeten mir Bescheid zu sagen. Was für ein grottenschlechtes Bussystem. Und die U-Bahn konnte man gänzlich in der Pfeife rauchen. 🤪
Das Museum war jedoch spitzenklasse. Ich habe das erste Mal im Leben ein echtes Frida Kahlo Gemälde gesehen. Weltklasse! Ausstellungen von ihr sind super selten. Ihr Gesamtwerk umfasst nur 144 Ölgemälde. Die meisten davon befinden sich im Museum Casa Azul in Coyacán in México und dürfen nach Verfügung von Diego Rivera, ihrem Ehemann, Mexiko niemals verlassen.
Es gab noch weitere tolle Gemälde im Museum zu sehen, unter anderem von Diego Rivera und Wifredo Lam, einem phantastischen Maler aus Kuba.
Auf dem Rückweg bin ich an der Plaza de las Naciones Unidas vorbeigelaufen, an dem die Floralis Genérica steht, eine Skulptur aus Stahl und Aluminium. Das Kunstwerk war ein Geschenk des argentinischen Architekten Eduardo Catalano an die Stadt. Die gewaltige rund 18 Tonnen schwere Floralis öffnet und schließt ihre Blütenblätter je nach Tageszeit. Fast spannender als die stählerne Floralis fand ich den Vogel, der auf einem Schild direkt vor der Skulptur saß und anscheinend keinerlei Scheu hatte. Was für ein prachtvolles Tier. Ich habe nur leider keine Ahnung, was das für ein Vogel ist. 🤣
Den Rückweg nach San Telmo bin ich wieder gelaufen. Bis ich den richtigen Bus erwischt hätte, war ich wahrscheinlich schon fast wieder Zuhause. 🤣
Am Abend hatte ich mich zum Essen mit Silvia verabredet, die ich am Perito Moreno Gletscher kennengelernt hatte. Sie hatte mir eine Adresse in San Telmo mitgeteilt, wo sie mit dem Taxi hinkommen wollte. Ich habe 15 Minuten dort gewartet, bis ich sie schreiend von der anderen Seite der Straße gehört habe. Sie hatte sich mit dem Restaurant vertan und mir eine falsche Adresse gegeben. 🤣
Sie war zusammen mit einer Kollegin gekommen. Silvia ist ein herzensguter Mensch. Sie hat mich zum Essen eingeladen, hat mehrfach Leuten, die an den Tisch kamen um etwas zu verkaufen, Geld zugesteckt und mir gleich angeboten, wegen meines verlorenen Rucksacks nachzufragen. Sie ist Anwältin und hat gute Verbindungen zur Polizei. Sie hat sofort telefoniert und sich alles Wichtige dazu notiert. Silvia redet wie ein Wasserfall und so schnell, dass man kaum mitkommt. 🤣 Aber sie ist extrem lustig, hilfsbereit und mega nett! Zusätzlich hat sie mir angeboten, während der Weihnachtsfeiertage ihren Pool zu benutzen. Sie ist bei ihrer Familie, die in einem kleinen Dorf außerhalb von Buenos Aires lebt. Super cool! Es soll mega heiss werden die nächsten Tage. Da verbringe ich den Heiligen Abend gerne mit ein paar Dosen Bier am Pool. 😎
Morgen werde ich mir einen Tag Auszeit von der Stadt nehmen und einen Tagesausflug nach Colonia, Uruguay unternehmen. Colonia del Sacramento liegt im Süden von Uruguay am Río de la Plata, genau auf der gegenüberliegenden Uferseite von Buenos Aires.